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Kliniken, Kosten und Klimaschutz – die Quadratur des Kreises?

Blog-Eintrag -

Kliniken, Kosten und Klimaschutz – die Quadratur des Kreises?

Kommentar von Sandro von Korff, Leiter Bereich Firmenkunden bei der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)

"Krankenhäuser am Limit", "Kliniken bangen um ihre Existenz", "Soziale Dienste und Krankenhäuser schlagen Alarm": Die Schlagzeilen der vergangenen Monate ließen an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Durch Corona und Personalmangel ohnehin schon vielfach überlastet, haben insbesondere die explodierenden Energiekosten viele Einrichtungen der Gesundheitsversorgung an ihre Grenzen gebracht. Zusätzlich hat die Entwicklung der Inflation die vorhandenen Verhandlungsstrukturen schlichtweg überrannt. Inzwischen aber zeichnet sich klar ab, dass die Hilferufe der Branche Gehör finden. Bund und Länder haben sich auf milliardenschwere Entlastungen für das Gesundheitswesen geeinigt. Neben der Gas- und Strompreisbremse wird ein Härtefallfonds mit zwölf Milliarden Euro bereitstehen, davon allein acht Milliarden, um die Liquidität in Krankenhäusern, Universitätskliniken und Pflegeeinrichtungen sicherzustellen - und so zumindest auf der Kostenseite den Druck zu reduzieren. Noch sind zwar nicht alle Details mit den Fachministerien der Länder geklärt. Doch das Signal ist eindeutig: Kein Krankenhaus wird wegen astronomisch hoher Gas- und Stromrechnungen oder anderer Sachkosten Insolvenz anmelden müssen.

‚Weiter so‘ ist keine Option

Ein guter Moment, um kurz durchzuatmen. Und dennoch ist ein "Weiter so" keine Option: Um sich wirklich zukunftsfähig aufzustellen, gilt es für die Akteure im Gesundheitswesen gerade jetzt, nachhaltig wirkende Investitionen ins Visier zu nehmen. Was können Kliniken selbst tun, um unabhängiger von externen Preisschocks zu werden? Schon vor dem Ukraine-Krieg lag der Bedarf an Klimaschutz-Investitionen allein der deutschen Krankenhäuser geschätzt im mittleren zweistelligen Milliardenbereich. Die veraltete Bausubstanz und Technik erweisen sich angesichts des damit einhergehenden hohen Energieverbrauchs als fatale Falle. Zugleich ist Nachhaltigkeit ein Investment-Kriterium etwa in ESG-Ratings geworden. Wer in Zukunft Zugang zum Kapitalmarkt und keine Nachteile bei der Kreditvergabe haben will, muss deshalb jetzt die Weichen stellen.

Neue Maßstäbe: ökologisch und ökonomisch

Die Quadratur des Kreises, eine unlösbare Aufgabe in einer Zeit multipler Krisen? Ohne Frage ist der Weg kein einfacher. Aber die Zahl der Häuser, die als Vorreiter vorangehen, steigt Tag für Tag. Sie investieren in eigene Blockheizkraftwerke wie etwa das Uniklinikum Bonn, das so seine jährlichen Energiekosten um fast drei Millionen Euro gesenkt hat. Oder in Photovoltaik-Anlagen und ein eigenes Wasserstoffkraftwerk wie am Klinikum Osnabrück, um bereits in wenigen Jahren den gesamten Strombedarf klimaneutral aus eigener Kraft decken zu können. Krankenhaus-Neubauten wie zum Beispiel das Helmut-G.-Walther-Klinikum im bayerischen Lichtenfels, komplett nach dem Passivhaus-Standard errichtet, setzen ökologisch und ökonomisch neue Maßstäbe: Die neue Klinik stößt nicht nur 75 Prozent weniger CO2 aus als das alte Krankenhausgebäude, sondern ermöglicht auch enorme Einsparungen bei den Energiekosten. Mehr als drei Viertel der Investitionssumme für den Bau hat der Freistaat Bayern beigesteuert.

In langen Linien denken

Das Beispiel Lichtenfels zeigt, wie öffentliche Förderungen, verknüpft mit intelligenten Finanzierungs-Konzepten, am Ende doppelten Nutzen schaffen. Gerade bei der energetischen und technischen Modernisierung und beim nachhaltigen Bauen, den größten Hebeln für besseren Klimaschutz im Gesundheitswesen. Es muss nicht gleich ein Neubau sein: Auch für Solarthermie-Anlagen etwa, die Dämmung veralteter Außenwände oder die Optimierung der Heizungstechnik stellt allein der Bund umfangreiche Fördermittel bereit. Solche Chancen allerdings kann nur nutzen, wer als Betreiber konsequent Nachhaltigkeit in seine Zukunftsstrategie integriert. Was auch bedeutet, im Liquiditätsmanagement stärker in langen Linien zu denken statt sich allein auf politische Lösungen zu verlassen. Heute, nicht erst, wenn die nächsten Krisen mit neuen Herausforderungen hereinbrechen.

Tipps und Anregungen zu ökologischen Ansätzen für den Krankenhaussektor hat die apoBank hier zusammengetragen: „Green Hospitals - Klimaschutz trotz Kostendruck“

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Anita Widera

Anita Widera

Pressekontakt Pressereferentin 0211 5998 153

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Von Heilberuflern für Heilberufler – so lautet das Prinzip der apoBank seit 120 Jahren. Wir beraten die Angehörigen der Heilberufe in jeder Lebensphase, vom Studium über die Anstellung oder Selbständigkeit bis in den Ruhestand – auch über Finanzdienstleistungen hinaus. Als Finanzierungspartnerin im Gesundheitsmarkt begleiten wir zudem die Standesorganisationen, Berufsverbände, Einrichtungen der Gesundheitsversorgung und Unternehmen im Gesundheitsmarkt.

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