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Marktkommentar: STOXX 600 fällt auf Zwei-Wochen-Tief - Appetit auf europäische Aktien ist niedrig

Die Berichtssaison für das dritte Quartal in Europa zeigt erneut, dass wir es mit einer heterogenen Ertragslage zu tun haben. Dazu teilt Clemens Berendt, Lead Portfoliomanager der apoBank, mit:

Einige Unternehmen liefern solide Zahlen und heben ihre Prognosen an, während andere deutlich hinter den Erwartungen zurückbleiben. Der Markt reagiert entsprechend selektiv, die Spreizung zwischen Gewinnern und Verlierern wird größer.

Dass der STOXX 600 trotz einzelner positiver Quartalsberichte auf ein Zwei-Wochen-Tief fällt, zeigt klar: Der Appetit auf europäische Aktien ist niedrig. Sorgen um die Konjunkturdynamik sowie die anhaltende Unklarheit zur politischen Lage in Frankreich bis zu geopolitischen Unsicherheiten überlagern die Fundamentaldaten.

Die Berichtssaison allein reicht aktuell nicht aus, um den breiten Markt nachhaltig zu stabilisieren. Mit vier aufeinanderfolgenden Quartalen rückläufiger Gewinne ist die Ausgangslage für europäische Aktien denkbar anspruchsvoll. Investoren warten auf echte Trendwende-Signale, nicht nur auf kurzfristige Ergebnisüberraschungen. Solange diese fehlen, bleibt die Stimmung fragil - vor allem im institutionellen Lager.

Ein zusätzlich belastender Faktor ist die zunehmende Unsicherheit rund um die Regulierung von künstlicher Intelligenz und Technologie-Deals. Anleger erkennen zwar das langfristige Potenzial, sehen aber gleichzeitig höhere politische und regulatorische Risiken. Das führt zu einer Vorsichtshaltung, insbesondere bei Wachstumswerten.

Die laufende Berichtssaison bestätigt ein bekanntes Muster: Unternehmen mit stabiler Preissetzungsmacht und klarer Nachfragebasis behaupten sich. Zyklische Aktien ohne strukturelle Wachstumsstory geraten dagegen weiter unter Druck. Des Weiteren verteuert der gesunkene US-Dollar die Produkte von europäischen Exporteuren und schwächt damit ihre Wettbewerbsfähigkeit.

Für die Vermögensanlage und Aktienauswahl rückt aktives Management wieder stärker in den Fokus. Wir sehen aktuell ein Umfeld, in dem sogar besser-als-erwartete Zahlen kaum Kursfantasie erzeugen. Das ist typisch für einen Markt im Übergang: Gewinne werden anerkannt, aber nicht mehr vergütet. Erst wenn sich das Makro-Bild aufhellt und die Unternehmen selbst Zuversicht verkünden, kann sich diese Bewertungsstarre lösen.

Aus Investorensicht entstehen daraus wieder interessante Chancen, aber nicht auf Indexebene, sondern in der Einzeltitelauswahl. Die Divergenz in der Berichtssaison schafft Einstiegspunkte für europäische Qualitätswerte mit klarer Visibilität. Wer selektiv arbeitet, kann von der aktuellen Unsicherheit somit profitieren.

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