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Nachhaltige Medizintechnik: „So lange wie möglich im Wirtschaftskreislauf verbleiben“
Die deutsche Medizintechnik ist hierzulande ein starker Wirtschaftsfaktor und weltweit eine Qualitätsmarke. Doch durch die globalen Lieferketten und die kurzen Produktlebenszyklen entfallen auf die Branche gemeinsam mit der Arzneimittelproduktion mehr als zwei Drittel der CO2-Emissionen im Gesundheitswesen. Darüber hinaus haben die sterilen Einmalprodukte den größten Anteil an dem Abfallaufkommen in Krankenhäusern. Viel Handlungsbedarf also - einige Anregungen und Ansätze für nachhaltigeres Wirtschaften hat die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (apoBank) in „Grüne Medizintechnik - Challenge und Chance“ veröffentlicht.
„Die Hersteller stehen vor einem Dilemma: Auf der einen Seite setzen strenge Sicherheits- und Hygienestandards Grenzen, auf der anderen Seite gibt es beträchtliches Potenzial, die Produkte in eine Kreislaufwirtschaft zu integrieren“, sagt Patrick Miljes, Leiter des Bereichs Firmenkunden bei der apoBank. „Traditionelle Wirtschafts- und Kapitalkreisläufe stehen weltweit vor einem gravierenden Umbruch - vor allem seitdem sich die EU mit einem ‚Green Deal‘ dazu verpflichtet hat, bis 2050 klimaneutral zu wirtschaften. Entsprechend wird der Gesetzgeber regulatorisch auf den Faktor Umwelt einwirken. Es ist also längst an der Zeit, die Lieferketten in der Medizintechnik kritisch zu hinterfragen und nach Handlungsansätzen für einen ressourcenschonenderen Umgang mit Medizinprodukten zu suchen.“
Der regulatorische Druck steigt
Nicht nur auf europäischer, sondern auch auf nationaler Ebene entstehen immer mehr Gesetze rund um das Thema Nachhaltigkeit. In Deutschland soll zum Beispiel schon im kommenden Jahr das neue Lieferkettengesetz Unternehmen mit zunächst mehr als 3.000 Beschäftigten dazu verpflichten, künftig von ihren Lieferanten Informationen einzufordern, ob bei der Beschaffung und Herstellung Menschenrechte und Umweltstandards eingehalten werden. Ab 2024 soll das auch für Betriebe ab 1.000 Mitarbeitenden gelten. Spätestens dann würden viele medizintechnischen Unternehmen als Zulieferer der Kliniken indirekt von dem Lieferkettengesetz betroffen sein.
„Auch wenn damit keine zivilrechtlichen Haftungsregelungen verknüpft sind, empfiehlt es sich, das Gesetz als Mindestanspruch an Nachhaltigkeit in die Geschäftsstrategie zu integrieren, um Schwierigkeiten mit Unternehmen oder Handelspartnern entlang der Lieferkette auszuschließen - zumal auch die EU-Kommission vergangene Woche ein Lieferkettengesetz angekündigt hat, das sogar noch weitreichender sein soll, als das hiesige“, rät Miljes. „Künftig dürfte sich die Regulatorik noch weiter intensivieren, aber auch ein entsprechendes Image ist für ein in der Gesundheitsbranche tätiges Unternehmen Grund genug um eine nachhaltige Geschäftsentwicklung zu verfolgen und so die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.“
Kreislaufwirtschaft: ein Modell der Zukunft
Ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategien beziehen sich immer auf den gesamten Produktlebenszyklus, von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung – eine große Bandbreite also, um an ein paar Stellen auf mehr Nachhaltigkeit zu setzen. Sei es beim Einkauf und der Produktion, sei es bei Produktentwicklung, Vertrieb und Vermarktung oder auch bei Mitarbeitenden und Unternehmenskultur. „Inzwischen existieren einige spannende Ansätze, um die Kreislauffähigkeit von Ressourcen anzustoßen“, sagt Miljes. „Dem Prinzip zu folgen, Produkte so zu designen, dass Ressourcen bestenfalls wiedergenutzt werden und sie so lange wie möglich im Wirtschaftskreislauf verbleiben, ist eine gute Richtschnur. Es gibt knapp eine halbe Million verschiedene Medizinprodukte auf dem deutschen Markt – da braucht es viele Lösungen und einen langen Atem, aber die Richtung ist eindeutig.“
Mehr Impulse für nachhaltiges Wirtschaften in der Medizintechnik gibt es hier.