Pressemitteilung -
Pflege 2021: Versorgungslücke wird größer – Startups sorgen für Innovationen
Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (apoBank) hat die wesentlichen Funktionsweisen und relevanten Einflussfaktoren für den Pflegemarkt untersucht. Nach ihrer Analyse aus dem Jahr 2019 blickt sie erneut auf die Entwicklungen in der Branche. Demnach sichern steigende Pflegequoten und Gesundheitsausgaben den Anbietern von Pflegeleistungen weiterhin eine hohe Nachfrage.
Gleichzeitig befindet sich der Markt in einem tiefgreifenden Wandel. Daniel Zehnich, Bereichsleiter Gesundheitsmärkte und –politik der apoBank, beschreibt veränderte Erwartungen der Menschen an ihre Pflegeleistungen, die zu neuen Versorgungsformen führen: „Bereits jetzt sehen wir verstärkt Geschäftsmodelle mit unterschiedlichen Wohn- bzw. Betreuungskonzepten, bei denen Anbieter ambulante und stationäre Leistungen verknüpfen. Außerdem gibt es immer mehr Angebote von Startups in der Pflegebranche. Diese werden künftig wichtige Positionen in der Branche einnehmen.“
Fachkräftemangel bleibt größte Herausforderung
Wenig Bewegung hingegen zeigt sich auf dem Arbeitsmarkt für Pflegekräfte: Im vergangenen Jahr kamen auf 100 Stellen für Altenpflegekräfte gerade einmal 26 Arbeitslose. „Die bisherigen Bemühungen der Bundesregierung, die Situation zu verbessern, blieben hinter den Erwartungen zurück“, erläutert Zehnich. Erschwerend kommt hinzu, dass sich viele Beschäftigte dem Rentenalter annähern. Inzwischen beschränkt der Fachkräftemangel die Möglichkeiten, die der Pflegemarkt bietet, sodass der Entlastung des Personals eine wesentliche Rolle zukommt.
Startups etablieren neue Angebote
Unter anderem an dieser Stelle setzen Startups mit innovativen Geschäftsmodellen an. So können Pflegeeinrichtungen Plattformlösungen zur Personalvermittlung sowie für interne Kommunikationslösungen oder Prozessoptimierung durch Automatisierung und Sensorik nutzen. Diese vereinfachen die administrativen Aufgaben der Mitarbeitenden, z. B. durch intelligente Tourenplanungen oder automatisierte Dokumentationen.
Auch für pflegende Angehörige, die immerhin knapp die Hälfte aller Pflegebedürftigen in Deutschland versorgen, entstehen digitale Angebote, beispielsweise zur Vermittlung von Unterstützungsleistungen. Weitere Lösungen zielen auf die Vernetzung mit anderen Sektoren und Branchen. Auch bieten Startups zunehmend medizinische Innovationen zur Verbesserung des Gesundheitszustandes, z. B. zur kognitiven und physischen Aktivierung von Pflegebedürftigen. Zehnich: „Die Digitalisierung wird den Pflegemarkt für alle Beteiligten verändern. Vieles davon wird in wenigen Jahren selbstverständlicher Bestandteil der Versorgung sein.“
Branchenwachstum mit steigenden Kosten
Insgesamt wächst die Pflegebranche seit Jahren stärker als der übrige Gesundheitsmarkt und damit deutlich mehr als die Gesamtwirtschaft in Deutschland. Aufgrund der demografischen Entwicklung ist davon auszugehen, dass die Nachfrage weiter steigt. Dazu erhöhen sich die Kosten für die pflegerischen Leistungen und damit verbunden der Eigenanteil, den die Bewohner selbst hierfür zahlen. Im Zeitraum 2018 bis 2021 wies der Eigenanteil, der für die Pflegeleistung zu entrichten ist, im Mittel ein jährliches Wachstum von zwölf Prozent auf. Der Bundesdurchschnitt liegt derzeit bei monatlich 831 Euro. Hierzu kommen die Investitionskosten sowie die Aufwendungen für Verpflegung und Unterkunft, so dass im Schnitt monatlich 2.068 Euro von den Bewohnern selbst gezahlt werden.
„Das wachsende Marktvolumen lässt sich auf mehrere Faktoren zurückführen“, so Patrick Miljes, Bereichsleiter Firmenkunden der apoBank. „Der 2017 weiter gefasste Pflegebedürftigkeitsbegriff sorgt für eine höhere Grundgesamtheit. Zudem können ambulante Betreuungsdienste seit 2019 Leistungen mit der Pflegekasse abrechnen. Dabei sehen wir in den stationären Einrichtungen eine höhere Pflegeintensität der Bewohner, die mit größeren Aufwänden verbunden ist. Gleichzeitig wirken sich die allgemeinen Preis- und Lohnentwicklungen kostentreibend aus. Dazu haben strengere Hygienekonzepte oder Schulungen zum Umgang mit der Corona-Krise zu höheren Ausgaben geführt. Das könnte sich deutlich auf die Gesundheitsausgaben 2020 auswirken, die allerdings erst im kommenden Jahr veröffentlicht werden.“
Mit Beschluss der Bundesregierung, ab September 2022 nur noch Versorgungsverträge mit Pflegeeinrichtungen zuzulassen, die ihre Mitarbeitenden nach Tarifvertrag oder tarifähnlich bezahlen, sind weitere Kostensteigerungen absehbar. Um die Bewohner nicht zu stark zu belasten, werden zeitgleich die Eigenanteile anteilig, abhängig von der Dauer des Heimaufenthaltes, von der Pflegekasse übernommen. Zur Finanzierung der Mehrkosten wird der Beitrag zur Pflegeversicherung für Kinderlose erhöht und der Bund stellt jährlich eine Milliarde Euro zur Verfügung.
Neue Fördermittel für klimagerechte Bauvorhaben
Der wachsende Pflegebedarf findet in Deutschland überwiegend in sanierungsbedürftigen Gebäuden statt. Die Immobilien sind im Schnitt 34 Jahre alt, Modernisierungen liegen größtenteils 20 Jahre zurück. Hinzu kommt die steigende Nachfrage nach alternativen Wohnkonzepten. Betreiber und Immobilienbesitzgesellschaften stehen daher vor der Frage, mit welchem Konzept sie für die Zukunft gerüstet sind. Auf der Agenda stehen u.a. Umbauten mit modularen Raumkonzepten, multifunktionale Neubauten oder Quartiersanlagen. Dabei nehmen Aspekte der Nachhaltigkeit und Energieeffizienz an Bedeutung zu.
Miljes: „Der Klimaschutz kommt jetzt noch mehr bei den Pflegeimmobilien an. Erleichtert wird er durch die neuen erweiterten Fördermittel der Bundesregierung. Ab Juli können höhere Förderbeträge für Umbauten von Nicht-Wohngebäuden, also beispielsweise Einrichtungen der Tagespflege oder Verwaltungen in unseren Finanzierungskonzepten berücksichtigt werden.“ Auch Quartierskonzepte oder hybride Versorgungsmodelle, bei denen Anbieter ambulante und stationäre Leistungen kombinieren, erhalten damit eine höhere Förderung als bislang.
Scoring-Modell der apoBank vergleicht regionale Daten
Pflege findet vor allem vor Ort statt: In jedem Bundesland unterscheiden sich Alters- und Morbiditätsstrukturen, Bevölkerungsentwicklung oder Rentenhöhen. Dazu gelten unterschiedliche Vorgaben aus den Landesheimbauverordnungen. Miljes: „Bei unseren Brancheneinschätzungen setzen wir daher auf regionale Analysen. Gemeinsam mit unseren Healthcare-Spezialisten blicken wir je nach Bundesland auf die aktuelle Versorgungslage, strukturelle Daten und die Aussichten für den jeweiligen Pflegemarkt. Zudem haben wir ein Scoring-Modell entwickelt, das die relevanten quantitativen Kennzahlen gewichtet und die regionalen Pflegemärkte vergleichbar macht. Dies ermöglicht es uns, im Gespräch mit unseren Kunden gezielt auf länderspezifischen Besonderheiten einzugehen.“
Weitere Details und wesentliche Auszüge ihres Branchenreports Pflege stellt die apoBank auf ihrer Internetseite unter www.apobank.de/pflege2021 zur Verfügung.
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Über die apoBank
Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (apoBank) ist die größte genossenschaftliche Primärbank und die Nummer eins unter den Finanzdienstleistern im Gesundheitswesen. Kunden sind die Angehörigen der Heilberufe, ihre Standesorganisationen und Berufsverbände, Einrichtungen der Gesundheitsversorgung und Unternehmen im Gesundheitsmarkt. Die apoBank arbeitet nach dem Prinzip "Von Heilberuflern für Heilberufler", d. h. sie ist auf die Betreuung der Akteure des Gesundheitsmarktes spezialisiert und wird zugleich von diesen als Eigentümern getragen. Damit verfügt die apoBank über ein deutschlandweit einzigartiges Geschäftsmodell. www.apobank.de
Seit der Gründung vor fast 120 Jahren ist verantwortungsbewusstes Handeln in den Unternehmenswerten der apoBank fest verankert. Sie setzt sich fürs Miteinander ein, fördert Zukunftsprojekte, Kultur sowie soziales Engagement und investiert in Nachhaltigkeit und ökologisches Bewusstsein: www.apobank.de/mehr-ermoeglichen